Waveterm Seriell
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Das ist Teil zwei der Serie "Wie macht man aus dem Waveterm einen richtigen Computer".
Teil 1, "Anschluß einer Tastatur", befindet sich hier.
Teil 3, "Waveterm Kommunikation", befindet sich hier.

Wie macht man aus dem Waveterm einen richtigen Computer?

Das erste wichtige Problem - Anschluß einer ordentlichen Tastatur - haben wir bereits gelöst.

Als nächsten Schritt muß es mit der Außenwelt sprechen können, nicht nur mit anderen PPG-Geräten. Um das zu erreichen, kann man die serielle Schnittstelle, die versteckt in das Gerät eingebaut ist, aktivieren. Wie das geht, steht hier.

Achtung: zur Zeit sind dieser sowie der nächste Teil leider nur für das Waveterm A bzw. B mit Eurocom II-Motherboard im A-Modus gültig, da das echte Waveterm B leider keine serielle Schnittstelle aufweist. Tut mir leid, Leute. Ehrlich.

Aschenputtel

Beim Design des Waveterm wurde leider mit gewissen Scheuklappen vorgegangen - alle Möglichkeiten des Eurocom II V7, die nicht unmittelbar für die Verwendung im PPG-System benötigt werden, wurden gut versteckt. So auch die serielle Schnittstelle.

Auf Paul Maddox' PPG-CDROM findet sich unter anderem auch ein Service Manual für das Waveterm B, das 3 Schaltpläne für den Eurocom II enthält. Die Qualität ist zwar nicht eben berauschend, aber für meine Zwecke war's ausreichend - ich konnte feststellen, daß sich auf dem Eurocom eine serielle Schnittstelle befinden müßte. Und siehe da - an der angezeichneten Stelle befindet sich doch tatsächlich der notwendige Chip!

Grundlagen

Bei der im Eurocom implementierten seriellen Schnittstelle handelt es sich um einen 6850 ACIA. Dieser Baustein erlaubt es, unter Verwendung sehr weniger externer Bauteile eine minimale serielle Schnittstelle zu betreiben. "Minimal" deshalb, weil nur die wirklich notwendigen Kontrolleitungen zur Verfügung stehen. Vorhanden sind:

bulletRXD (Received Data)
bulletTXD (Transmitted Data)
bulletCD (Carrier Detect)
bulletRTS (Request To Send)
bulletCTS (Clear To Send)

Gegenüber der "Vollausbaustufe" der seriellen Schnittstelle, wie man sie in einem PC vorfindet, fehlen also folgende Leitungen:

bulletDSR (Data Set Ready)
bulletDTR (Data Terminal Ready)
bulletRI (Ring Indicator)

Nun... diese sind allerdings auch eher schmückendes Beiwerk.

Die Macher des Eurocom II haben offenbar befunden, daß es wohl nicht notwendig sein wird, ein Modem anzuschließen, und daher die CD-Leitung nicht bestückt.

Pfadfinderromantik

Die Pin-Belegung herauszufinden war relativ zeitraubend, da das aus dem Service Manual (Scan einer Kopie einer Kopie einer Kopie aus dem Jahre Schnee) unmöglich herauszulesen ist - also mußte ich die Anschlußbelegungen der dazwischen liegenden Bauteile aus dem Internet zusammensuchen und dann die Leitungen mit Hilfe eines fröhlich piepsenden Digitalmultimeters nachmessen. Immerhin - geschafft!

Sie befinden sich hier

Um die nachfolgende Bastelanleitung leichter verfolgen zu können, hier ein etwas reduziertes Bild des Eurocom II:

Ansicht Eurocom II V7 Motherboard

Zusatzhardware

Die serielle Schnittstelle ist auf dem Eurocom II V7 auf der Stiftleiste ST4 herausgeführt. Dieser Stecker ist im Waveterm frei, keiner der Anschlüsse auf diesem Stecker wird von Haus aus verwendet. Es handelt sich dabei um einen 26poligen Stecker, der im Elektronikfachhandel samt dem dazu passenden Flachbandkabel leicht zu bekommen ist (wenn Sie nicht genau wissen, was ich meine.... etwa das). Ich würde etwa 50-60 cm Flachbandkabel empfehlen; die Länge ist bei RS-232 zwar unkritisch, aber mehr ist auf keinen Fall notwendig.

Für mein Interface habe ich auf ein Stück aus meiner umfangreichen PC-Hardware-Sammlung zurückgegriffen - vor vielen Jahren, als PCs noch im AT-Format gefertigt wurden, aber die Motherboards doch schon hoch integriert waren, wurden die parallelen Schnittstellen normalerweise am Motherboard auf einer 26poligen Stiftleiste herausgeführt, an die über ein Flachbandkabel der Parallel Port-Stecker angeschlossen wurde. Ich hab' also den Stecker abgelötet e presto - ein vorverzinntes 26poliges Flachbandkabel mit Stecker :-) ... an das habe ich dann einen seriellen Stecker samt Flachbandkabel aus dem selben dahingeschiedenen PC angelötet.

Nun brauchen wir also einen RS-232-Stecker. Diese gibt's in DB25- und DB9-Ausführung. Es ist völlig egal, welche verwendet wird (in meinem Fall war's ein DB25-Connector aus dem Fundus). Folgende Leitungen müssen miteinander verbunden werden:

Eurocom ST4 RS-232 DB-25 DB-9
5 RXD 3 2
6 TXD 2 3
7 RTS 4 7
8 CTS 5 8
10 GND 7 5

Ich würde empfehlen, das 26polige Flachbandkabel nicht gleich an der Stiftleiste auf die benötigten 5 Leitungen zu reduzieren - da gibt's sicher noch mehr, was man herausholen kann... das ist aber nicht Teil dieser Bastelanleitung, sondern wird gesondert erörtert.

Die Perfektionisten können mit der Laubsäge einen passenden Ausschnitt in die Rückseite des Waveterms sägen - ich habe den Stecker mit Plastikgehäuse schlicht und einfach hinten heraushängen lassen; durch die Verschraubung wird er recht gut gehalten.

Der Anschluß an ST4 ist leicht - Pin 1 ist am Stecker durch einen Pfeil gekennzeichnet (wenn der Eurocom so liegt wie auf dem obigen Bild, ist er auf der rechten Seite).

Speed

Soweit, so gut, wir haben eine Leitung zur Welt. Wie bringen wir das Waveterm dazu, darüber zu sprechen, und zwar so, daß es auch verstanden wird?

Dazu gibt es Software- und Hardwareeinstellungen.

Der ACIA wird über einen Baud Rate Generator betrieben, der die Eingangsfrequenz zur Verfügung stellt. Auf dem Eurocom ist ein kleiner DIP-Switch-Block mit 8 Schaltern angebracht, auf dem obigen Bild mit "Rate" bezeichnet. Von vorne betrachtet, hat er von Haus aus (sofern der Vorbesitzer meines Waveterms nicht daran gedreht hat :-) folgende Belegung:

Standard-Schalterstellungen

Interessant für die Baudrateneinstellung sind die Schalter 1-4. Deren Belegung wurde mir freundlicherweise von Wolfgang Schwotzer, Schöpfer des 6809-Emulators FlexEmu (der einen Eurocom II nachbildet), zur Verfügung gestellt.

Zusätzlich kann der ACIA auch noch per Programm so eingestellt werden, daß er seine Eingangsfrequenz durch 16 oder durch 64 teilt. Normalerweise wird er in Eurocom-Programmen so eingestellt, daß die Frequenz durch 16 geteilt wird. Daraus ergibt sich folgende Baudratentabelle:

DIP-Switch Baudrate
1 2 3 4 1 / 16 / 64
off off off off 307200 19200 4800
on off off off 153600 9600 2400
off on off off 115200 7200 1800
on on off off 76800 4800 1200
off off on off 57600 3600 900
on off on off 38400 2400 600
off on on off 32000 2000 500
on on on off 28800 1800 450
off off off on 19200 1200 300
on off off on 9600 600 150
off on off on 4800 300 75
on on off on 2400 150 37,5
off off on on 2152 134,5 33,63
on off on on 1760 110 27,5
off on on on 1200 75 18,75
on on on on 800 50 12,5

In weiterer Folge werde ich hier auch Software für das Waveterm präsentieren, die darauf beruht, daß die Baudrate durch 16 geteilt wird; um meine Software verwenden zu können, würde ich also empfehlen, die mittlere Baudratenspalte zur Geschwindigkeitseinstellung zu verwenden.

Dateitransfer auf die feine Art

Nachdem die Hardwareseite nun gelöst ist, wende ich mich jetzt der Softwareseite zu. Wien man über die serielle Schnittstelle Dateien und Diskettenimages mit dem PC austauschen kann, erfahren Sie hier.

 

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Stand: 26.10.03